Gedenkveranstaltungen in Schönwalde a.B.
Nach einer Kranzniederlegung und Gedenkveranstaltung, gemeinsam mit unserer Patenkompagnie der 2. Aufklärungsbataillon 6 "Holstein", am Ehrenmal vor dem Friedhof fand in der Kirche ein Gedenkgottesdienst statt. Nach dem Gottesdienst luden unsere Gemeinde, gemeinsam mit der Kirchengemeinde zu einem Imbiss ein. Anschliessend fand eine weitere Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung in Langenhagen, vor der Feuerwehr, statt.
Bildliche Eindrücke findet man hier in einer Galerie:
Die Gedenkrede unseres Bürgermeisters, nach der namentlichen Begrüßung der Gäste, ist im Folgenden abdedruckt:
Gedenkrede Volkstrauertag
alljährlich begegnet uns der Volkstrauertag im Kalender. Was verbinden wir heute damit außer einem meist trüben Tag in einem trüben Monat? Mehr als nur ein paar Feierstunden, Kranzniederlegungen und Reden?
Fasst man Sinn und Kern dieses Feiertages, der zu den sogenannten Stillen Feiertagen zählt, kurz zusammen als Gedenktag für die Opfer von Krieg und Gewalt, dann muss man leider feststellen, dass ein solches Gedenken heute vielleicht nötiger ist als bisher in den fast 80 Jahren, die unser Land vom Krieg verschont geblieben ist. Verdanken wir vielleicht diese lange Friedenszeit auch der Tatsache, dass wir uns regelmäßig an die Gräuel, die Leiden und Entbehrungen, die durch Kriege und Gewalt entstehen, in solchen Zeremonien erinnern? Es könnte durchaus etwas damit zu tun haben.
Liebe Soldatinnen und Soldaten, insbesondere von unserer Paten (Partner?)kompanie, jetzt ist es an dieser Stelle unumgänglich, auf Sie zu sprechen zu kommen. Gäbe es auf der Welt keine Staatenlenker, deren Herrschafts- und Unterwerfungsphantasien durch blutige Aggression realisiert werden sollen – wir bräuchten Sie nicht. Ein schöner Traum, aber leider sieht die Realität anders aus. Die Menschheit scheint sich derzeit wieder davon zu entfernen. Was über Jahrzehnte undenkbar erschien – Krieg im zentralen Europa – ist kein unrealistisches Szenario mehr.
Und daher gilt unser Dank und unsere Aufmerksamkeit heute besonders Ihnen. Ich gehe davon aus, dass auch Sie den Frieden und die Freiheit unserer Demokratie und unseres Rechtsstaats lieben; wir danken Ihnen für Ihre Bereitschaft, diese zu verteidigen! Und ich wünsche Ihnen und uns von Herzen, dass diese Bereitschaft, Ihre Entschlossenheit und Ihre Professionalität niemals im Ernstfall auf die Probe gestellt werden.
Kommen wir noch einmal zum Volkstrauertag. Kann man überhaupt ein Volk zum Trauern zwingen? Wer ist überhaupt DAS Volk, von dem manche glauben, genau zu wissen, was es will? Es ist sicher kein Grund zum Trauern, in einem Land zu leben, in dem Wahlen nicht zu 99,9 Prozent zugunsten einer Person oder Partei ausgehen, in dem Menschen nicht plötzlich im Gefängnis oder gar unter der Erde verschwinden, nur weil sie die Ideale von Frieden und Freiheit vertreten, oder weil sie die „falsche“ Religion haben. Auch dies sind Errungenschaften, die wir nicht leichtfertig auf´s Spiel setzen sollten, denn auch der Weg dahin war blutig, tränenreich und leidvoll.
Wir sollten uns auch vor Augen halten, dass Gewalt und Grausamkeit nicht nur im Kriege vorkommt. Sie ist Alltag in unserer Gesellschaft. Dieser Tag sollte uns auch Mahnung sein, Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung nicht zur Normalität werden zu lassen. Jedes Opfer von Gewalt wird auch zum potentiellen Gewalttäter.
Gedenktage allein lösen keine Probleme. Aber sie sind eine wichtige Mahnung, ein wichtiges Instrument zur Erhaltung von Frieden und Freiheit.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Olaf Schöning