Die eindrucksvollen Bilder und die Timeline geben einen Einblick in die Historie der Schönwalder Kirche. Bestimmt animiert der Beitrag dazu sich ein persönliches Bild vorort zu machen.
Fotos: Marc Dobkowitz
Lübecker Bebediktienermönche legen die Kirche an
Die Kirche und der Ort Schönwalde (Sconewolde) werden erstmals erwähnt in einer Urkunde aus dem Jahre 1240. Die von Lübecker Benediktinermönchen angelegte Kirche gehört zu einer Reihe jüngerer Feldsteinkirchen, die zum Ende der Kolonisationszeit in Ostholstein errichtet wurden. In der vom Abt Johannes des St. Johannisklosters zu Lübeck ausgestellten Urkunde heißt es: "Diese Kirche haben wir gebaut, damit durch Nähe und Bequemlichkeit des Gottesdienstes desto leichter Leute zum Ausroden, Bebauen und Bewohnen des vorher wüsten, unbebauten und unbewohnbaren Waldes angereizt würden." Kolonisierung und Christianisierung des Landes gingen Hand in Hand. Der Versammlungsort, die Kirche, bestand zunächst aus einem schlichten Feldsteinbau mit Balkendecke.
Der bauliche Zustand wird in einem Protokoll beschrieben
Nach vier Jahrhunderten heißt es im Protokoll einer Kirchenvisitation von 1641: "Mit dem Kirchengebäude hat es eine armselige Gelegenheit, die siehet fast einer Scheunen ähnlicher als einem Gotteshause …das Mauerwerk zerrißen; allenthalben baufällig."
Der Verfall wird gestoppt
Als die glatte Feldsteinmauer im Osten der Kirche einstürzte, wurde sie 1693 durch eine apsisähnliche Rückwand ersetzt und der Altarraum erhielt seine jetzige Form. Eine hiesige Ziegelei in Neversdorf lieferte die roten Backsteine.
Heute das älteste Inventar
Die aus Eichenholz geschnitzte Kanzel ist ein Geschenk des Bischofs Hans von Lübeck und seiner Gemahlin aus dem Jahre 1647. Es ist das älteste Inventar der Kirche und trägt die Wappen der Spender. Die beiden Felder an den Seiten erinnern an Glaube und Liebe als der von der Kanzel zu predigenden Botschaft.
Das ältere Altarbild beeindruckt durch den Kontrast
Der Altar aus dem Jahre 1762 wird der Werkstatt Georg Moser aus Eutin zugeschrieben. Die Figuren stellen die vier Evangelisten mit ihren Symbolen dar: Matthäus mit der Bibel, Johannes mit dem Adler, Lukas mit dem Stier und Markus mit dem Löwen. Das auf Bleiblech gemalte eine Kreuzigungsszene darstellende Altarbild ist älter als der Altar und beeindruckt mit seiner Hell-Dunkel-Wirkung: In der Dunkelheit von Leiden und Sterben erringt Gott den Sieg am Kreuz auf Golgatha. Die steinerne Tischplatte des ersten Altars wurde an der Wand rechts vor dem Eingang zum Kirchenraum angebracht.
Die Öffnung des Himmels
Der von der Decke hängende Taufengel hält eine in einen Lorbeerkranz eingelassene Taufschale und übernahm 1759 die Funktion einer auf hölzernen Füßen stehenden Granitschale. Die im 18. Jahrhundert in den norddeutschen Kirchen beliebten Taufengel wurden so aufgehängt, dass sie zur Taufe abgesenkt werden konnten. Sie symbolisieren die Öffnung des Himmels für die Getauften.
Direkt hinter dem Taufengel
Hinter dem Taufengel steht an der Südseite der Kirche das 1884 erneuerte Fürstengestühl des Herzogs von Oldenburg, dem Kirchenpatron, und seiner Familie. Die Krönung des Gestühls, das von Löwen gehaltene herrschaftliche Wappen der Fürstbischöfe von Lübeck stammt aus dem Jahre 1667.
Die Uhr wird erneuert
Der Kirchturm mit dem heutigen Haupteingang wurde von 1852 bis 1857 geplant und gebaut, nachdem ein im Südwesten des Kirchhofes stehender hölzerner Glockenturm wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. Ein Jahr später setzte der Eutiner Uhrmachermeister Harkensee die Uhr ein.
Das Dach wird erneuert
Die Orgel wurde 1884 vom Orgelbauer Marcussen und Sohn aus Appenrade gebaut (Renovierung 1972). Aus diesem Grund wurde damals das schadhafte Kirchendach erneuert und die Holzdecke wurde durch das Tonnengewölbe ersetzt.
Der Krieg hat Spuren hinterlassen
Leider ist infolge des Krieges nur noch ein alter Kronleuchter vorhanden. Der große Leuchter wurde 1962 vom damaligen Kirchenvorstand gestiftet.
Die in jenem Jahr und 1987/88 durchgeführten umfassenden Renovierungsarbeiten gaben dem Innenraum der Kirche sein heutiges Aussehen.
Mahnort für den Frieden
2015 begann die Kirchengemeinde einen erneuten Umbau, der noch nicht abgeschlossen ist. Zunächst wurden die Turmhalle und die Orgelempore umgestaltet. Dabei fanden die Erinnerungstafeln an die Gefallenen der Kriege einen neuen Platz in einem separaten Gedenkort, dem „Mahnort für den Frieden“. Dabei handelt es sich um die ungenutzte Leichenhalle. Für die Umgestaltung wurde ein Wettbewerb unter Architekturstudenten ausschrieben. Die Umbauten sind innerhalb der Kirchengemeinde nicht unumstritten. Der Kirchengemeinderat hatte daher 2015 das Meinungsbild der Gemeindeglieder 2015 mit Hilfe eines Fragebogens erhoben.
Flächen sind renaturiert
Der 4,5 Hektar große historische Pfarrhof wurde 2016 offiziell als der 66. Naturerlebnisraum des Landes Schleswig-Holstein anerkannt. Bereits 2012 wurde mit Renaturierung alter Landschaftsformen begonnen. Ein Rundweg, teilweise auf Bohlen durch wiedervernässte Flächen geführt, erschließt das Gelände im Ortskern. Pfingsten 2013 wurde der Rundweg als Kreuzweg nach den Texten des Theologen Jörg Zink (1922-2016) gestaltet.
Heute dient der Pfarrhof Einwohnern wie Touristen zur Erholung. Rotbauchunken haben sich in den renaturierten Flächen angesiedelt. Die Kirchengemeinde hat sich die Begegnung von Mensch und Tier und den Erhalt der Schöpfung zur Aufgabe gemacht. Zwischen Kirche und Pfarrscheune findet sich der „Liturgische Garten“. Eine als Kreis angelegter Garten, in dessen Mitte ein Findling auch als Tauschstein dient. Die Blumen blühen in den liturgischen Farben des Kirchenjahres.
Barrierefreiheit ist gefordert
2021 wurde die massive Eichentür gegen eine Tür mit eingelassenem Lichtband ausgetauscht, eine Rampe für den barrierefreien Zugang zur Kirche gebaut und eine energiesparende Beleuchtung der Kirche in Betrieb genommen.
Die Pläne für ein WC innerhalb der Turmhalle und ein Raum für kleine Andachten oder die Zusammenkunft zum Kirchen-Kaffee unterhalb der Empore sind noch nicht umgesetzt.