Die Erdgeschichte macht diesen Bereich schon zu etwas Besonderem. Es ist das Ergebnis der letzten Weichseleiszeit, die erst vor ca.10.000 Jahren endete und die ganze Landschaft in Ostholstein formte. Klar, Gletscher, die diese riesigen Steinblöcke aus Skandinavien herschliffen, wenn sie nicht unterwegs zu Sand zermahlen wurden. Einer der letzten Gletscher ist in dieser Senke, die er sich selbst geschoben haben dürfte, hängen geblieben. Er war von oben mit Schotter bedeckt und hatte tausend Jahre länger zum Auftauen gebraucht. Vor erst 9000 Jahren waren alle Reste abgetaut. Also ein Toteisloch.
Aber auch diese immer feuchten Bereiche wurden in der Menschheitsgeschichte zum Überleben genutzt. In die so genannten Insten-Wiesen zerstückelt dienten sie den ärmlich lebenden Hofarbeitern als Kleintierhaltern für den Nebenerwerb. Manche hatten eine Kuh, aber alle hatten Ziegen. Teils sind heute sogar noch die schmalen Felder zu erahnen, da vereinzelt ihre Grenzpfähle oder dortige Büsche in der Fläche oder den Wasserstellen zu erkennen sind.
Die Renaturierung dieser Niederung kann als Sinnbild für die Anfänge der Ökogeschichte gesehen werden. Schon in den 1980er Jahren gab es erste Bestrebungen die Flächen der immer stärker auf Effektivität getrimmten Landwirtschaft zu entziehen. Keine nennenswerten Probleme gab es mit den immerhin 11 beteiligten Eigentümern. Alle haben dem Verkauf ihrer Flächen mit insgesamt 17,4 ha einvernehmlich zugestimmt. Aber viele behördlichen Stellen waren zu überzeugen. Durch das Engagement von Peter Rehder konnten dann in vielen Gesprächen neben der Gemeinde auch
bei folgenden Institutionen Zusagen und Gelder eingeworben werden.
- Stiftung Naturschutz in Flintbek,
- Landesamt für Natur in Kiel,
- Umweltministerium in Kiel,
- Landgesellschaft in Lübeck,
- Amt für Land- und Wasserwirtschaft in Lübeck,
- Kreisbehörden in Eutin,
- Wasser- und Bodenverband in Neustadt.
Seit 1995 bildet nun dieses Eldorado einer 'wilden Wiese' vielfältige Bereiche für extrem verschiedene Flora- und Faunahabitate. Neben den bereits gezählten 57 Vogelarten sind auch viele
Amphibien, Insekten und Pflanzen speziell durch das Vernässen hier wieder beheimatet. 2015 wurden bei der letzten Renovierung der Beckmissen flache Teiche neu geschaffen, mit dem Ziel, durch schnellere Erwärmung des Wassers im Frühjahr Laichgelegenheiten für Amphibien zu fördern. Es wurden im Mai 2016 Rotbauchunken ausgesetzt und ihre typischen hupartigen Unkenkonzerten sind seither wieder im Frühjahr abends weit zu hören.
Zum Schluss noch der Bereich der Kulturgeschichte. Denn woher der Name Beckmissen kommt ist recht offen. Herr Rehder, der dieses Stiftungsprojekt intensiv vorantrieb, hatte folgende mögliche Erklärung entwickelt: „Aus dem anliegenden Wald kommt ein Graben, der eine größere Fläche entwässert. Dieser trocknet im Sommer aber häufig aus. Auf Plattdeutsch: `Deen Bek kannst du missen´, also vergessen.“ Aus dem Plattdeutschen wäre auch die Schreibform mit 'k' statt 'ck' eine mögliche Erklärung, die von der Stiftung Naturschutz übernommen wurde. Eine andere Erklärung kommt aus dem verbreiteten Nachschlagewerk von Fr. Böttger, 1925, 'Heimatkundliches aus dem Kreise Oldenburg' zu dem Schönwalde a.B. damals gehörte. Dort wird die Ortsendung '-missen' als sumpfiges Terrain erklärt. Hier wird auch diese Beckmissen beispielhaft erwähnt.
Ein echtes Highlight also diese 'wilde Wiese'